
Jil Sander Olfactory Series exklusiv in Mainz
Das könnt Ihr tatsächlich auch auf den Ohren applizieren:
Mit unserer Audio-Podcast-Reihe "Hör mal wie gut das riecht!"
liefern wir Euch tiefes Hintergrundwissen und Fun Facts.
2025 – Jil Sander Olfactory Series 1
Sechs nachfüllbare EdP (Black Tea, Earth, Leaf, Coffea, Miel, Smoke), entwickelt mit Top-Parfümeuren (u. a. Nathalie Lorson, Julie Massé, Mathilde Bijaoui, Paul Guerlain, Bérénice Watteau) unter der kreativen Leitung von Lucie & Luke Meier. Technisch spannend: CO₂-Extraktionen, upcycelter Alkohol, bewusst “unperfekte” Flakons von Formafantasma mit weißer “Glocke” als Lichtschutz – Minimalismus, der atmet.

(Schöner Fun-Fact aus der Designhistorie: Schon der erste Sander-Duft kam in einer Peter-Schmidt-Flasche –
die neue Serie setzt diese Designlinie zeitgemäß fort.)
Kleine Anekdoten, die man gern weitererzählt
- SUN gilt bis heute als Prototyp für “SPF-Duft” – ein olfaktorischer Shortcut zu Sonnenmilch, Strand und Heiterkeit, lange bevor “Sonnencreme-Akkorde” zum Trend wurden.
- No. 4 steht als “Sander-Opulenz” im Ruf, die 80er in einem kontrollierten, architektonischen Chypre-Orientalen zu bündeln – groß, aber nie grob.
- Man Pure → Scent 79 Man: Ein klassischer “Relaunch mit Re-Work”, bei dem Mark Buxton 2008 die DNA des 1981er-Originals in eine klarere, leder-würzige Moderne überführt hat.
Wenn Mode das Sichtbare ist, dann sind Düfte ihre unsichtbaren Zwillingsgeschwister – und im Falle von Jil Sander vielleicht sogar die treueren. Die Marke, die seit den späten Siebzigern den Purismus in die internationale Mode einführte, hat ihre Parfumwelt immer als eine Art olfaktorische Architektur verstanden: klar, streng, aber voller Zwischentöne. Wer Jil Sander trägt, macht nie viel Lärm – und wird doch sofort gehört.
Der Anfang: Minimalismus im Flacon
1979 erscheint das erste Jil-Sander-Parfum. Sein Name ist schlicht: Woman Pure. In einer Zeit, in der die Parfumwelt noch vom Glamour der Siebziger schwärmte – opulente Aldehyde, dramatische Chypres – wagte Jil Sander das Gegenteil. Grün, seifig, aldehydisch-kühl, fast schon antiseptisch sauber. Ein Parfum wie eine frisch aufgeschlagene Seite Papier. Es war die logische Übersetzung des modischen Purismus der Designerin in Duftsprache. Auch die Flasche, gestaltet von Peter Schmidt, war ein Manifest: reduziert bis zum Äußersten, ein Design, das man eher in einer Galerie als auf einem Schminktisch vermutet hätte.
Schon bald folgen weitere Ausgaben: 1981 ein Bad-&-Beauty-Duft, ebenfalls puristisch, fast klinisch, dann das erste Herrenparfum. Man Pure, komponiert von Jacques Artarit, war ein würzig-holziger Entwurf – rauchig, ledrig, herb. Damals weit entfernt vom Mainstream, heute fast ein Sammlerobjekt. Jahrzehnte später, 2008, griff der Avantgarde-Parfumeur Mark Buxton diesen Entwurf wieder auf, straffte ihn und nannte ihn Scent 79 Man – ein Beweis dafür, wie modern dieser frühe Jil-Sander-Geist eigentlich war.
Die Sonne in der Flasche
Doch der wahre Durchbruch, der Duft, der sich unauslöschlich in die Erinnerung mehrerer Generationen eingeprägt hat, kam 1989. SUN – komponiert von Pierre Bourdon. Es war die radikale Idee, den Geruch von Sonnenmilch, warmem Sand und aufgeheizter Haut in ein Parfum zu bannen. Damals eine kleine Revolution. Bis dahin hatten Düfte von der Sonne meist nur in poetischen Bildern erzählt: mediterrane Gärten, Zitronenhaine, Meeresbrisen. SUN hingegen roch nach ganz realem Sommerurlaub am Baggersee oder an der Adria. Ein Duft, der plötzlich nicht mehr nur Eleganz, sondern Lebensgefühl war – und der bis heute die Bestsellerlisten deutscher Parfümerien anführt.
Eine Anekdote, die man sich bis heute gerne erzählt: Als SUN vorgestellt wurde, sollen manche Kritiker den Duft beinahe zu banal gefunden haben. “Wie Sonnencreme”, sagten sie – und meinten es nicht schmeichelhaft. Doch genau das machte ihn unsterblich. Millionen von Erinnerungen an Jugend, Freiheit und den ersten Kuss am See sind seither in dieser weißen Flasche konserviert.
Die stille Opulenz: No. 4
Ein Jahr später kam der Kontrapunkt. Jil Sander No. 4, komponiert von Michel Almairac. Während SUN das Parfum demokratisierte, war No. 4 der aristokratische Gegenentwurf: opulent, reich, voller Blumen und Harze, eine Reminiszenz an die klassischen Orientalen, doch zugleich mit der kühlen Distanz der Sander-Ästhetik versehen. Ein Duft, den man nicht einfach nebenbei trug, sondern bewusst. Viele Parfumliebhaber sehen in No. 4 bis heute den Höhepunkt der klassischen Jil-Sander-Parfumerie: groß, warm, raumfüllend – und dennoch diszipliniert.
Die Moderne: Schokolade und Lavendel, Zen und Transparenz
In den Neunzigern experimentierte die Marke mutiger. JIL (1997) kombinierte Lavendel mit dunkler Schokolade und Beeren – eine seltsam faszinierende Mischung aus Geborgenheit und Rebellion. Sander for Men (2000), entwickelt von Jacques Cavallier, brachte eine neue Männlichkeit ins Spiel: modern, frisch, mit einem klaren Holzrückgrat, verpackt in einem von Fabien Baron entworfenen Flakon, der beinahe wie ein architektonisches Modell wirkte.
Die 2000er brachten einen neuen Ton: Pure (2003) von Nathalie Lorson und Ilias Ermenidis war so etwas wie ein Duft-Aquarell: ozonisch, moschusfrisch, beinahe durchsichtig, wie ein Glas Wasser mit einem Hauch von Blüten. Style (2006), von Bernard Ellena, spielte dagegen die elegante, pudrige Karte – weich, würzig, feminin. Und Jil (2009), von Olivier Polge und Bruno Jovanovic, führte das Ganze in ein modernes Amber-Floral über, das leise und kultiviert im Raum stand.

Heute: Haute Parfumerie aus Hamburg
Im Jahr 2023 verlängerte Coty die Lizenz für Jil Sander – und kündigte an, die Marke in die Haute-Parfumerie zu führen. Das Ergebnis ist heute zu sehen: die Olfactory Series 1, vorgestellt 2025 unter der kreativen Leitung von Lucie und Luke Meier, dem Designerpaar an der Spitze von Jil Sander. Sechs Düfte – Black Tea, Earth, Leaf, Coffea, Miel, Smoke – komponiert von renommierten Parfümeuren wie Nathalie Lorson, Julie Massé und Mathilde Bijaoui.
Bemerkenswert sind nicht nur die Düfte selbst, die mit CO₂-Extraktionen und nachhaltigen Rohstoffen arbeiten, sondern auch ihre Präsentation: die von Formafantasma entworfenen Flakons, kleine weiße Glocken, die Licht fernhalten sollen. Minimalismus bleibt bei Jil Sander nicht bloße Form, sondern Haltung.
Warum Parfumerie ein Erlebnis bleiben muss
So spannend Online-Shops und schnelle Klicks sein mögen – bei Düften funktioniert das nicht. Denn Parfum ist mehr als eine Liste von Inhaltsstoffen. Es ist Chemie auf der Haut, Begegnung mit Erinnerung, körperliche Erfahrung. Wer einmal SUN am Papierstreifen getestet hat und dann auf die Haut sprüht, weiß, was gemeint ist: Erst dort entwickelt sich das warme Hautgefühl, das den Duft ausmacht.
Parfümerien sind deshalb mehr als Verkaufsorte. Sie sind Bühnen für diese Verwandlung. Sie lassen Sie No. 4 gegen moderne Chypres vergleichen, Pure neben aktuellen Moschus-Transparenzen stellen, oder die neue Olfactory Series live auf der Haut erleben. Ein Bildschirm kann das nicht ersetzen.
Ein Blick in die Zukunft
Die Geschichte von Jil Sander in der Parfumwelt zeigt exemplarisch, wohin die Reise geht. Von minimalistischen Anfängen über sonnengetränkte Bestseller bis hin zu Haute-Parfumerie-Experimenten mit nachhaltiger Technik. Die Zukunft des Nischenparfums wird davon geprägt sein: von Materialinnovationen wie neuen Extraktionsmethoden, von echter Personalisierung und von einem wachsenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit.
Und vielleicht ist es kein Zufall, dass ausgerechnet Jil Sander, die immer die Königin der Reduktion war, jetzt den Ton in der Nische setzt. Denn manchmal braucht es nur ein Flakon, um die Welt neu zu ordnen – leise, aber unwiderruflich.
Für ein echtes Dufterlebnis und eine klasse Beratung besuchen Sie uns in der Ludwigsstraße 1 in Mainz.

